Ehemaliger Flüchtling nun Lehrer
Kreis Unna/Selm. Der 44-jährige Salim A.* arbeitete seit vielen Jahren als Lehrer in der Türkei, als er sich durch die Folgen des Putschversuchs von 2016 unverschuldet in die Situation gebracht sah, sein Heimatland verlassen zu müssen. Mittlerweile arbeitet der Selmer wieder in seinem Traumberuf als Lehrer, nun allerdings in einer deutschen Schule hier in der Region.
„Die Flucht war sehr anstrengend und stellenweise gefährlich“, erzählt Herr A. rückblickend. Fast wollte er schon aufgeben, als ihm dann 2016 über Umwege doch noch die Einreise nach Deutschland gelang. Ein Jahr später folgten seine Frau und seine drei Kinder. Herr A. stellte für sich und seine Familie einen Asylantrag, dem nach einem Verfahren entsprochen wurde. In der Geschäftsstelle Selm des Jobcenters Kreis Unna fand er im Anschluss Unterstützung bei seinem Bemühen, wieder in seinem eigentlichen Beruf als Lehrer Fuß fassen zu können.
Die Hürden waren hoch: Er durchlief einen Integrationskurs, erlernte erfolgreich die deutsche Sprache und musste seine Zeugnisdokumente anerkennen lassen. Mehrmals bekräftigte er in dieser Zeit in Beratungsgesprächen mit seiner Arbeitsvermittlerin Bärbel Bleiker seinen Berufswunsch. Ein nicht einfaches Unterfangen, aber Unterstützung erhielten beide durch den Integration Point, einer Anlaufstelle des Jobcenters Kreis Unna und der Agentur für Arbeit Hamm, die sich auf die Belange geflüchteter Menschen spezialisiert hat. Von dort kam der Hinweis auf das Qualifizierungsprogramm „Lehrkräfte Plus – Perspektiven für geflüchtete Lehrkräfte“, das an der Universität in Bielefeld diesen Lehrkräften einen einjährigen Einblick in das deutsche Schulsystem geben und sie für den Einsatz an Schulen vorbereiten soll. Nach dem erfolgreichen Durchlaufen des Programms arbeiten die Lehrkräfte dann an deutschen Schulen und bieten muttersprachlichen Herkunftsunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund an. 300 Kandidaten bewarben sich um eine Teilnahme an dem Qualifizierungsprogramm, 26 wurden genommen, einer davon war Herr A.
Bärbel Bleiker erinnert sich: „Es war mir wichtig, dass ich Herrn A. alle Möglichkeiten aufzeigen und ihn vollumfänglich bei seinen Plänen unterstützen konnte.“ Zum Wintersemester 2019/2020 startete Herr A. dann mit dem Programm. „Von Seiten des Jobcenters Kreis Unna konnten erfreulicherweise alle notwendigen Eingliederungskosten im Rahmen der Qualifizierung übernommen werden“, erklärt Frau Bleiker weiter.
Herr A. konnte die Qualifizierung mittlerweile erfolgreich absolvieren und erhielt im August einen Arbeitsvertrag als Lehrkraft von der Bezirksregierung Münster. Seitdem arbeitet er in einer Sekundarschule in der Region, in der er Türkisch und Religion unterrichtet.
Herr A. fasst zusammen: „Ich bin glücklich, dass ich hier in Deutschland durch das Qualifizierungsprogramm die Möglichkeit erhalten habe, weiter in meinem Beruf arbeiten zu können. In diesem Zusammenhang bin ich aber auch sehr dankbar für die Unterstützung durch das Jobcenter Kreis Unna, speziell durch Frau Bleiker, die sich unermüdlich für mich und meine Familie eingesetzt und mich in meinem Vorhaben vollumfänglich unterstützt hat.“
*Der Name ist der Redaktion bekannt.